Mit dem Projekt NetzTeufel der Evangelischen Akademie zu Berlin beschäftigen wir uns mit Hatespeech, die sich auf das Christentum beruft. Dazu machen wir eigenen Analysen, entwickeln Handlungsstrategien und vernetzen uns mit Aktiven aus kirchlichen und kirchennahen Einrichtungen. In unserer Social-Media-Analyse haben wir danach geschaut, ob es sich wiederholende erzählerische Bausteine gibt, mit denen im Namen des christlichen Glaubens die Abwertung von Personengruppen legitimiert wird (gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit).
Wir suchen nach Formen gelebter Nächstenliebe im Netz, denen wir das Kunstwort #hopeSpeech gegeben haben. Alle Menschen können ihren Teil dazu beitragen, dass #hopeSpeech spürbar wird.
Wir haben herausgefunden, dass das verbindende Element in vielen Hasskommentaren die Konstruktion von Angstbildern ist, die zum Teil eine Endzeitstimmung beschwören. Es geht immer gleich um alles: Die gesamte Gesellschaftsordnung ist in Gefahr, die Kirche oder die Institution der Ehe. Und wo große Gefahr droht, so die Logik, darf polemisiert und skandalisiert werden. Bei diesen Angstbildern bleibt wenig Raum für sachliche Argumente, das biblische „Fürchte Dich nicht“ oder für Abrahams und Sarahs Glauben, der da, wo keine Hoffnung war, auf Hoffnung hin glaubte. Die einzelnen thematischen Narrative haben wir auf unserer Seite zusammengestellt.
5 Praxistipps für den Umgang mit hateSpeech
- Jeder Klick zählt: Oft reicht schon ein „Gefällt mir“-Daumen für Menschen, die sich für Obdachlose oder Geflüchtete engagieren, oder ein Kommentar, der Solidarität zeigt mit einer Person oder einer Gruppe, die beleidigt wurde.
- Jede Situation ist anders: Man kann versuchen sich auf das Gegenüber einzulassen und einen verbindenden Punkt suchen – die Facebook-Gruppe #ichbinhier verfolgt u.a. diesen Ansatz. Manchmal stößt man dabei auf Beton. Da kann es für hilfreicher etwas lustiges oder ironisches zu posten, z.B. eine Meme von no-hate-speech.de.
- Nimm’s theologisch: Gerade dann wenn Diskriminierung im Namen des christliche Glaubens begründet wird oder mal wieder ein „christliches Abendland“ verteidigt werden soll, können wir als Christ*innen theologisch antworten. Dazu brauchen wir aber Worte und Bilder, die unseren Glauben in digitale Formate vermitteln. Wir veranstalten dazu unser partizipatives Seminar #whatthehope vom 6.–7. September bei Berlin – die Anmeldung dazu läuft bis 5. August.
- Dafür ist das bessere dagegen: Reißerische Artikel und Kommentare erzeugen viele Reaktionen und werden dafür von den Plattformen belohnt. Wenn wir kritisch kommentieren verhelfen wir diesen Beitragen noch mehr Aufmerksamkeit. Deshalb kann es hilfreicher sein mehr eigenen alternativen Inhalt zu posten statt sich an den Pöbeleien abzuarbeiten. Eine Jugendarbeit die sich positiv auf digitale Lebenswelten kann einen Beitrag dazu leisten.
- Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten: Egal welche Form des Umgangs wir wählen. Als Christ*inenn müssen wir auch in Zeiten des Konflikts einen Versöhnungshorizont mitdenken und dürfen nicht mit Verachtung antworten.