Die Bibel in eine Sprache zu übersetzen, die jeder versteht: Das war unser Traum am Anfang. Schnell merkten wir, dass das nicht mit einer Übersetzung geht. Theologiestudierende brauchen einen anderen Text als Gemeindemitglieder, und für Menschen mit Lernschwierigkeiten kann auch dieser Text zu kompliziert sein. Dazu kommt, dass jede Bibelleserin und jeder Bibelleser ein anderes Sprachgefühl hat.
So kommt es häufig vor, dass man sich an der ein oder anderen Stelle der Einheitsübersetzung oder der Lutherübersetzung denkt, dass es eine deutlich verständlichere Formulierung gibt. Bevor es die Offene Bibel gab, sind diese Verbesserungsvorschläge und die Kreativität vieler Menschen verloren gegangen. Mit dieser neuen Übersetzung will das Team der Offenen Bibel all diesen Menschen eine Chance geben, den Bibeltext zu ihrem eigenen werden zu lassen, indem sie aktiv an der Verständlichkeit der Übersetzung mitarbeiten und ihre sprachlichen Ideen diskutieren.
Ganz praktisch funktioniert das, indem ein ökumenisches Team aus Theologiestudierenden, Pfarrerinnen und Pfarrern, Sprachwissenschaftlern (und anderen) eine erste Übersetzung aus dem Hebräischen und Griechischen anfertigen: Die Studienfassung. Diese Fassung ist tatsächlich zum Studieren und weniger zum Lesen geeignet, weil sie z. B. Übersetzungsalternativen im Text kennzeichnet und viele erklärende Fußnoten beinhaltet. Hier braucht man also nicht mehr mehrere Bibelübersetzungen nebeneinander legen, wenn man es ganz genau wissen möchte.
Aus der Studienfassung kann dann (natürlich nicht ohne Qualitätskontrolle) ein Text zum Lesen und Vorlesen erarbeitet werden. Ab hier können dann alle Interessierten mitmachen und gemeinsam versuchen, eine möglichst verständliche Übersetzung zu erstellen: Die Lesefassung. Da bleiben natürlich Diskussionen nicht aus, denn es gibt mindestens so viele Perspektiven auf einen Text, wie es Konfessionen gibt.
Glücklicherweise hat sich schon ganz zu Anfang ein wertschätzendes Klima unter den Mitarbeitenden entwickelt, so dass auch bei umstrittenen Stellen bis jetzt immer eine Lösung gefunden wurde, mit der alle leben konnten. Unsere jüngste Fassung ist die Bibel in Leichter Sprache, die sich an Menschen mit Lernschwierigkeiten wendet, und die für diese Zielgruppe sehr ungewohnte sprachliche Wege geht. Es kann aber durchaus sein, dass sich Texte dieser Fassung auch für die Arbeit mit Kindern eignen.
Das tolle an der Offenen Bibel ist, dass sie durch ihre freie Lizenz (Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0) beliebig kopiert und verwendet werden darf – anders als die meisten anderen Bibelübersetzungen. Damit ist sie auch hervorragend für Arbeit in der Gemeinde und der Öffentlichkeitsarbeit geeignet.
Zum Beispiel hat vor einiger Zeit eine Konfirmationsgruppe ein paar Verse aus Markus 6 mithilfe einer etwas abgespeckten Studienfassung in die Lesefassung übersetzt. (Das Arbeitsblatt zu Mk 6 dazu gibt es hier zum Download.)In den Stufen Partnerarbeit, Gruppenarbeit Plenum wurde dann ein gemeinsamer Text mit vielen Diskussionen erstellt, der dann von den Konfis online gestellt wurde. Durch die freie Lizenz konnten die Ergebnisse einerseits direkt auf offene-bibel.de eingetragen werden und andererseits auf Websites und den Social Media-Kanälen veröffentlicht werden. Die Jugendlichen erinnern sich Jahre später immer noch daran, dass sie die erste offizielle Lesefassung eingestellt haben und somit Teil einer Bibelübersetzung wurden.
Hast Du Lust bekommen, auch an der offenen Bibel mitzuarbeiten? Hier steht, wie’s geht!