Wie Spracherkennung und künstliche Intelligenz unsere Wohnzimmer erobern – ein Selbstversuch

Alexa, Siri, Cortana & Co. sind derzeit dabei, über Smartphones, Tablets und kleine Lautsprecher unsere Wohnzimmer zu erobern. Wie in der Science-Fiction-Serie „Star Trek“, die im 23. und 24. Jahrhundert spielt, kann man mit dem Computer reden. Auch immer mehr Haushaltsgeräte wie die Kaffeemaschine und die Waage sind mit Spracherkennung und künstlicher Intelligenz ausgestattet, die aus unseren Eingaben lernen und uns das Leben einfacher machen sollen. Ein Selbstversuch soll zeigen, ob es geht.

Es ist Sonntagmorgen, der Tag beginnt. „Computer, wie wird das Wetter heute“ frage ich Alexa. Nach ein paar Sekunden kommt aus dem kleinen Echo-Dot-Kästchen die Antwort, während ich mich strecke. Bevor der Tag losgehen kann, erst einmal eine Tasse Kaffee denke ich mir. „Computer, bitte mache mir einen Kaffee“, sage ich daher. Daraufhin startet Alexa meine Kaffeemaschine in der Küche, die ebenfalls bereits digital angebunden ist. Über eine App kann ich die Stärke meines Kaffees und das Mischverhältnis zwischen Kaffee und Milch individuell einstellen. Als ich den Kaffee aus der Maschine hole, stelle ich fest, dass der Kaffee langsam zu Neige geht und sage „Computer, setze Kaffee auf meine Einkaufsliste“. Anschließend geht es ins Bad. Dort zeigt mir meine elektronische Zahnbürste an, ob ich richtig und lange genug die Zähne putze. Wenn ich möchte, könnte ich noch eine kleine Digitalanzeige aufstellen oder eine App installieren, welche mir dann weitere Tipps zur richtigen Zahnpflege geben. Da es heute Sonntag ist, gehört auch der wöchentliche Gang zur Waage zum Morgenritual. Auch die digitale Waage protokolliert das Ergebnis in einer App und gibt mir Tipps, wie ich meinen BMI-Wert verbessern kann.

Ausgestattet mit dem zweiten Kaffee und Frühstück geht es an den Computer, den ich noch ganz klassisch per Knopfdruck starte. Doch dann warten entweder Siri (Apple) oder Cortana (Microsoft) darauf, dass ich ihnen per Spracheingabe Aufgaben stelle. Apropos: „Siri, welche Aufgaben habe ich heute?“, frage ich und die Computerstimme erinnert mich daran, dass ich diesen Artikel schreiben möchte. „Siri, spiele meine Hintergrundmusik“, sage ich und gehe musikalisch untermalt an die Schreibarbeit. Später möchte ich noch Freunde besuchen und frage daher nach der Uhrzeit des Termins und bitte den Computer beim WDR-Verkehr nachzuschauen, ob es Verkehrsbehinderungen gibt. Der Computer überträgt die Route auf meine Smartwatch, die nicht nur meine Schritte und meinen Herzschlag protokolliert, sondern mir später auch den Weg weisen wird.

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus meinem derzeitigen Selbstversuch mit persönlichen Assistenten und digitalen (Haushalts-) Geräten zu leben. Sicherlich funktioniert vieles noch nicht wie bei „Star Trek“, wo der Computer komplexe Aufgaben durchführen und mitdenken abgeben kann. Doch nach Touchscreens ist nun die Spracherkennung auf dem Vormarsch. Auch an immer mehr Automaten in Geschäften gehört die Steuerung per Sprache schon zum Alltag. Noch hapert es daran, dass die künstliche Intelligenz viele Anfragen nicht richtig erkennen und erst mühsam die Befehle des Users „lernen“ muss. Doch bereits nach ein paar Tagen verbessern sich die Ergebnisse und in ein bis zwei Jahren dürfte die Technik ausgereift sein. Und spätestens dann werden Geräte mit Sprachsteuerung und künstlicher Intelligenz auch in das liebste Gut der Deutschen Einzug erhalten: Das Auto.

Aber was heißt das Ganze jetzt für unser Leben und die Frage, inwieweit Computer und künstliche Intelligenz dieses zukünftig verbessern können?

Eins dürfte klar sein, die Digitalisierung unserer Wohnzimmer und unseres Lebens wird weiter voranschreiten. Nicht, weil wir es unbedingt in allen Bereichen benötigen oder wollen, sondern vielmehr, weil Alexa, Siri, Cortana & Co. einfache Alltagsabläufe einfacher und schneller machen. Angefangen vom Smartphone, Tablet und Smartwatches über Computer und Smart-TVs bis hin zu Haushaltsgeräten. Und wenn die Kinderkrankheiten erst einmal ausgemerzt sind, werden nicht nur Digitalfreaks diese einsetzen und den Personal Assistent als Berater und Helfer in allen Lebenslagen einsetzen. Die Künstliche-Intelligenz-Technik wird immer ausgereifter sein und sich mit immer mehr (Haushalts-) Geräten vernetzen.

Bleibt die Frage, wie es mit der Kehrseite der Medaille aussieht? Welche Daten speichern unsere digitalen Helferlein über uns, und wer entscheidet, welche Inhalte Alexa, Siri & Cortana und Co. uns als Antworten anbieten? Das sind derzeit Apple, Google, Microsoft & Co. allein. Es wird Zeit, dass die User stärker mitbestimmen können, wie die Software und KI in unseren Geräten agieren, dann sind die Chancen der digitalisierten Lebenswelt viel größer als ihre Herausforderungen. Wenn wir die Technik sinnvoll nutzen, nutzen wir sie!

Foto: pixabay / cejasrichard

P.S.: Was alles passieren könnte, wenn Siri, Alexa und Co. die Oberhand über unsere Wohnzimmer gewinnen, zeigt dieses sehenswerte Video von extra3: https://youtu.be/kty0xCgIYjA

Autor: Christian Schnaubelt

Als freier Journalist, (Online-) Redakteur und Social Media Manager bin ich beruflich wie ehrenamtlich im #Neuland unterwegs. An der Sankt Georgen-Hochschule in Frankfurt bin ich als Lehrbeauftragter im Bereich Internet und Social Media tätig. Ausbildung: Dipl. Sozialwissenschaftler (Politik & Medien) und Kommunikationswirt. Meine verbandlichen Wurzeln habe ich in der #DPSG und engagiere mich dort im Medienteam sowie im Webteam und der AG Digitale Lebenswelten des #BDKJ. @cschnaubelt

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