Neue Studie belegt: Fernsehen und Radio gewinnen bei den 18–24-Jährigen wieder an Bedeutung – neue Ausgabemedien, Sprachsteuerung und Podcasts erobern die Wohnzimmer.
Auf den ersten Blick scheint die aktuellen Studie der Hochschule Fresenius und der Marktforscher Yougov den Trend der letzten Zeit zu bestätigen: Mehr als zwei Drittel der 18- bis 24-Jährigen schauen nur noch selten lineares Fernsehen. Das lineare – durch ein festes Programmschema vorgebende – Fernsehprogramm hatte durch Streamingdienste wie Netflix, Amazon & Co. gerade bei den jungen Generationen an Bedeutung verloren. Doch die gleiche Studie ist auch zu einem überraschenden Ergebnis gekommen: Demnach fällt es jungen Deutschen immer schwerer sich in der Fülle der Angebote der Video-on-Demand-Dienste zurechtzufinden. Sie wenden sich wieder – „back to the roots“ – dem Fernsehen zu. Die Hochschule Fresenius fand heraus: „Immer mehr junge Zuschauer/innen wollen sich im linearen Fernsehen berieseln lassen“.
Sprachsteuerung auf dem Vormarsch
Die Sprachsteuerung von Inhalten steckte lange in den Kinderschuhen. Doch Amazon Echo, Google Home und bald auch Apple HomePod haben viel dazugelernt und erobern derzeit die Wohnzimmer. Die Gewinner sind Radio und wer hätte es gedacht der gute alte Audio-Podcast. Manch einer hatte ihn schon auf dem Technikfriedhof gesehen. Doch die Zahlen belegen den Trend: Von 2015 bis 2016 stieg die Audionutzung von Internetnutzern in Deutschland laut ARD-/ ZDF-Onlinestudie von 33 auf 40 Prozent an. Demnach liegt die Nutzungszahl gleichauf mit Onlinediensten wie Facebook, die laut der Studie ebenfalls von 40 Prozent mindestens einmal täglich genutzt werden.
Audio nimmt bei der mobilen Generation zu
Nach dem Siegeszug des Videos durch YouTube & Co. ist nun Audio der große Gewinner. Laut ARD-/ ZDF-Onlinestudie hörten 2015 schon 1,4 Millionen Deutsche regelmäßig Podcasts im Web. „Audio ist das Medium für die mobile Generation“, schrieb das „Medium-Magazin“ kürzlich. Und wie der Blick über den Kanal belegt, steigt durch die neuen Ausgabegeräte auch der Anteil der live Radio-Hörer wieder an. 72 Prozent der Audiozeit in England entfiel zuletzt auf Radio live hören. Auch bei uns ist Radio hören nach wie vor beliebt, vor allem Lokalradios und Jugendwellen.
Nicht verwunderlich ist daher, dass Musik-Streamingdienste – allen voran Marktführer Spotify – in der Gunst der jungen Muskhörer/innen zugelegt haben. Und junge Deutsche zwischen 18- und 24 Jahren sind jetz auch eher dafür bereit zu bezahlen (Anstieg um fast ein Drittel) und teilweise auf den Datenschutz zu verzichten, wenn dadurch die Online-Angebote besser auf sie zugeschnitten werden können.
Und noch ein Trend unterstützt diese Entwicklung: Die Sprachsteuerung von Tablets, Smartphones, Smart-TVs, Konsolen und Lautsprechern. Laut einer BITKOM-Studie bedienen bereits die Hälfte aller deutschen Smartphone-Nutzer das Gerät per Stimme, bei den unter 30-Jährigen sogar 60 Prozent. Fast wie in der Fernsehserie „Raumschiff Enterprise“ kann man den Geräten der neusten Generation Fragen stellen und bekommt passenden Antworten oder Medien abgespielt. Und bald wird diese Technik auch noch stärker Einzug in das wichtigste Gut der Deutschen erhalten: Das Auto. Die Automobilbranche arbeitet bereits daran, um ebenfalls einen Stück vom digitalen Kuchen zu erhalten.
Der Kampf um unsere Ohren hat begonnen
Die schöne neue digitale Welt hat allerdings auch seine Kehrseite. Es stellen sich Fragen: Wer hat die (finanziellen) Möglichkeiten, an der neuen Technik teilzuhaben und wer entscheidet eigentlich darüber, was wir so auf die Ohren gesendet bekommen? Redaktionen von unabhängigen Journalisten oder eher die Mitarbeiter der großen Marken Amazon, Apple, Google & Microsoft? Nicht nur Datenschützer werden hier hellhörig. Gerade junge Menschen wünschen sich Mitbestimmung – wie im Web und den Social Media üblich – auch bei der Programmgestaltung.
Christian Schnaubelt
Quellen/ Links: