Game-Boy und Walk-Man bleiben natürlich zuhause. Warum fahren wir denn sonst auf ein Lager?“

Foto: Christian Schnaubelt

Mattias Metz, Bundesfachreferent Internationale Gerechtigkeit bei der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG), schreibt heute, wieso Smartphones im Zeltlager nichts zu suchen haben.

Dieser Satz stand in den Zeltlageranmeldungen, die meine Eltern früher unterschrieben haben. Der Gedanke damals war ganz einfach: Mitten im Wald, unter Freunden, sollten wir uns nicht alleine ins Unterholz oder Zelt zurückziehen, sondern uns mit neuen und alten Freunden unterhalten, spielen und das Lagerleben genießen.
Heute haben die meisten weder Game-Boy noch Walk-Man, oft nicht einmal mehr eine Kamera. Alle diese Geräte und noch viel mehr sind in einem verschmolzen: unserem Smartphone. Dadurch stellt sich die alte Frage in neuem Gewand: Sollen Handys mit in das Zeltlager Gepäck oder nicht?
Die Gründe, die dagegen sprechen, haben sich meiner Meinung nach seit Game-Boy und Walkman nicht geändert: Auf Zeltlager wollen wir die Gemeinschaft genießen und das wird schwierig, wenn wir ständig mit dem Rest der Welt vernetzt sind. Lasst uns im Hier und Jetzt sein….

Was das Zeltlager einzigartig macht

Zeltlager sind eine eigene Welt für sich. Wir schlafen in der Natur, umgeben uns mit anderen Menschen als sonst und sind den ganzen Tag mit Spiel, Spaß und Küchenarbeit beschäftigt.
Im Alltag sind wir, wenn wir ehrlich sind, doch oft gar nicht richtig da. An der Bushaltestelle checken wir schnell unsere verschiedenen WhatsApp-Gruppen oder scrollen uns durch Instagram-Profile. Unseren Alltag dokumentieren wir durch Selfies und sind dauerhaft mit hunderten von Freunden oder Kontakten im Austausch. Zeltlager bieten uns da doch eine gelungene Möglichkeit mal Pause vom digitalen Leben zu machen. Die Atmosphäre am Lagerfeuer, das Gitarrenspiel und das schiefe Singen, das lässt sich doch mit keinem Instagramfilter nachbilden. Und Wikingerschach oder „Black Stories“ sind doch ein super Ersatz für die Essensfotos und Katzenbilder die unser Facebookstream so anspült.
Wem während eines Zeltlagers langweilig wird, ist selber schuld.

Keine Regel ohne Ausnahmen

Selbstverständlich gibt es ein paar Ausnahmen: Die Lagerleitung sollte natürlich ein Telefon zur Hand haben. Schließlich kann es trotz aller Vorsicht zu Notfällen kommen, bei denen die Eltern eines Teilnehmers oder einer Teilnehmerin erreicht werden müssen oder bei denen es wichtig ist, dass Informationen der Eltern weitergegeben werden müssen.
Ebenso wäre es bei Haiks oder längeren Ausflügen heute unverantwortlich, wenn die Gruppen ohne Handy unterwegs sind. Das hängt auch damit zusammen, dass durch die Verbreitung von Smartphones immer weniger Telefonzellen vorhanden sind. Das Handy sollten sie natürlich nur für Notfälle nutzen, nicht um sich den Spaß des Verlaufens zu nehmen, indem sie sich nicht die Gegend anschauen, sondern nur die Navi-App.

Fazit

Zeltlager ohne Smartphone kann extrem Spaß machen! Für faule Regentage kann man ein Buch und einen Satz Karten einpacken, coole Leute sind, ganz analog, eh da. Und die Fotos kann ja jemand machen, der wirklich gerne und gut fotografiert, der hat sowieso eine gute Kamera dabei.

P.S.: Wenn ihr euch entscheidet, euren Teilnehmer*innen aus oben genannten Gründen davon abzuraten, das Telefon mitzunehmen, dann sollten die Betreuer*innen und Jugendleiter*innen natürlich mit gutem Beispiel vorangehen…

Foto: DPSG / Christian Schnaubelt

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