Digitalisierung und Familie, Teil 3: Zahlen, bitte!

Nicht nur in der Arbeitswelt, auch im Familienalltag sind die (Aus-)Wirkungen der Digitalisierung zu spüren: Jung und Alt gestalten mit Hilfe digitaler Technik ihren Alltag, sind in digitale Medien eingebunden und halten darüber Kontakt zu Freunden, Bekannten und auch zu ihren Familienmitgliedern. Doch muss sich der Familienalltag den Auswirkungen der Digitalisierung vollständig anpassen? Wie steht es um die Digitalisierung des Familienlebens?

Bereits erschienen:

Familiengeräte
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Im Kolpingwerk Deutschland setzen wir uns auf unterschiedlichen Ebenen mit dem Thema „Digitalisierung“ auseinander. Wie man sich ganz konkret vor Ort mit dem Thema Digitalisierung beschäftigen kann, dazu haben wir wichtige Impulse für den Bereich der Arbeitswelt (Ausgabe 1/2018) sowie der Familie (Ausgabe 2/2018) in unserem Magazin „Idee & Tat“ veröffentlicht. Zur Thematik der Digitalisierung des Familienlebens haben wir eine Umfrage durchgeführt, aus der an dieser Stelle einige ausgewählte Ergebnisse dargestellt werden (eine ausführliche Darstellung inklusive einer detaillierteren Beschreibung der Stichprobe sowie weitere Materialien gibt es auch online.).

Im Rahmen der Umfrage war es uns wichtig herauszufinden, welche Perspektive unsere Mitglieder mit Blick auf das Thema „Digitalisierung und Familie“ vertreten. Sehen sie den Nutzen der digitalen Technik für die Organisation des Familienalltags bzw. der Kommunikation zwischen den Familienmitgliedern, oder nehmen sie eine Gefährdung des Familienlebens durch die Digitalisierung wahr? An der Umfrage haben sich 356 Personen beteiligt. Von Bedeutung ist, dass 74% der Befragten selber Mutter oder Vater sind, sodass die Umfrage von ihnen (auch) aus ihrer Perspektive als Eltern beantwortet wurde.

Zu Beginn der Umfrage konnten sich die Befragten zu folgender Aussage positionieren: „Mein Familienleben wird durch die Digitalisierung beeinflusst“. Dieser Aussage stimmen 66% (trifft voll zu 38%, trifft eher zu 28%) zu. 22% der Befragten stimmen der Aussage „teils-teils“ zu und 12 % der Befragten können ihr nicht zustimmen.

Anschließend erfolgte eine Abfrage, welche Aspekte familialer Interaktion durch die Digitalisierung beeinflusst werden. Hier zeigt sich, dass die Beteiligten eine Beeinflussung der Digitalisierung in Bereichen sozialer Interaktion feststellen können. 324 Personen (91%) gaben an, dass die Kommunikation zwischen den Familienmitgliedern durch die Digitalisierung beeinflusst wird. Jeweils etwa 51% der Befragten nehmen wahr, dass die Organisation des Familienalltags sowie die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander durch die Digitalisierung beeinflusst werden. Nur wenige der Befragten sind der Meinung, dass die Erziehung der Kinder (17 %) sowie die Gestaltung von Ritualen im Familienleben (18%) von Prozessen der Digitalisierung betroffen sind.

Abbildung 1: Bereiche, in denen Familien von der Digitalisierung beeinflusst sind

Dass digitale Medien eine Chance für Familienmitglieder sind, einen intensiven Kontakt zu pflegen, sehen 51% der Befragten positiv. 18% stimmen der Aussage nicht zu und 30% sind unentschieden („teils-teils“). Etwa 1 % der Befragten hat zu dieser Aussage keine Antwort gegeben. Auffällig ist, dass die Zustimmung für diese Aussage signifikant vom Alter der Befragten abhängig ist: Während bei den unter 35-jährigen 68% der Aussage zustimmen, beträgt die Zustimmungsrate bei den über 55-jährigen nur noch 49%.

Gefragt wurde weiter danach, ob die Digitalisierung des alltäglichen Familienlebens eine Belastung von Eltern darstellt. 48% geben an, dass die Belastungen von Eltern „gleich geblieben sind“. 29% sagen, die Belastungen sind gestiegen, 8% sagen, die Belastungen sind sogar stark gestiegen. Interessant ist, dass alle Eltern die Belastungen weniger groß einschätzen. Kinderlose sind demnach eher der Meinung, dass die Anforderungen an Eltern durch die Digitalisierung gestiegen sind. In diesem Zusammenhang ist auch von Interesse, dass 44% der Befragten der Meinung sind, dass der Bedarf an Unterstützung bei der Erziehung, vor dem Hintergrund der Digitalisierung, gleichgeblieben ist. 31% gehen von einem gestiegenen Unterstützungsbedarf von Eltern aus. Auch hier scheinen Eltern ein wenig entspannter zu sein: Während 25% der Eltern von einem höheren Unterstützungsbedarf ausgehen, sind es 31% der Kinderlosen, die zu dieser Einschätzung kommen.

Beeinflussen Prozesse der Digitalisierung die für die Familie zur Verfügung stehende Zeit? Die Mehrheit der Befragten (48%) sagt: Die gemeinsam als Familie verbrachte Zeit ist gleichgeblieben, wie die Abbildung zeigt.

Abbildung 2: Familienzeit und Digitalisierung

Deutlich zeigt sich jedoch die Tendenz, dass die Mehrheit der Befragten der Meinung ist, dass die Digitalisierung dazu führt, dass Familien eher weniger Zeit miteinander verbringen. So sagen insgesamt 42% der Befragten, dass die gemeinsam als Familie verbrachte Zeit vor dem Hintergrund der Digitalisierung gesunken bzw. stark gesunken ist.

Wird das Zusammenleben von Familien durch die Digitalisierung bedroht, oder kann es beispielsweise durch digitale Medien eher profitieren? Zunächst haben wir danach gefragt, ob das Zusammenleben als Familien durch die mit der Digitalisierung einhergehenden Entwicklungen profitieren kann. Dieser Aussage stimmen 61% der Befragten zu. Lediglich 17% der Befragten stimmen dem nicht zu. Die Freifeld-Antworten geben hier detaillierte Einblicke: Viele der Befragten verweisen auf die Kommunikationsmöglichkeiten, mit denen Termine spontan koordiniert werden können. Auf verweisen viele darauf, dass Familienmitglieder am Familienleben teilhaben können, auch wenn sie nicht mehr im selben Ort leben. Austausch und das Gefühl familialer Verbundenheit können vielen der Befragten zufolge somit auch über digitale Medien ermöglicht und vermittelt werden. Umgekehrt wurde danach gefragt, ob die Entwicklungen der Digitalisierung das Familienleben bedrohen. 41% der Befragten stimmen dieser Aussage zu, 46% verneinen dies. Aus den Freifeld-Antworten lässt sich die Sorge ablesen, dass persönliche Gespräche und reale soziale Kontakte möglicherweise weniger werden. Eine Aussage fasst die Diskussionen gut zusammen: „So wie die Digitalisierung in der Distanz Nähe schafft, bewirkt sie in der Nähe Distanz.“

So wie auch Familien vor dem Hintergrund ihrer eigenen Lebenswelt immer einzigartig sind, so vielfältig fallen auch die Ergebnisse der Umfrage aus. Vor- und Nachteile der Digitalisierung können benannt werden. Dies gilt für viele Lebensbereiche, insbesondere aber für das Familienleben, dass für viele Menschen eine sehr hohe Bedeutung besitzt.

Die Auswirkungen auf der Digitalisierung auf die Lebenswelt uns fremder Personen(-gruppen) können wir nur schwer erfassen. So überraschen die beschriebenen Unterschiede zwischen Eltern und Kinderlosen kaum. Gleiches gilt für Angehörige verschiedener Generationen: Zwischen Beziehungen und sozialem Miteinander „offline“ und „online“ zu unterscheiden und beiden einen unterschiedlichen Wert zuzuschreiben greift zu kurz. Die Realität unserer digitalisierten Lebenswelt fordert uns heraus, bietet jedoch auch die Gelegenheit uns darüber Gedanken zu machen, wie wir unseren Alltag, unsere Beziehungen und letztlich auch unser Familienleben gestalten wollen.

Digitalisierung und Familie, Teil 2: Digitalisierung des Alter(n)s

Nicht nur in der Arbeitswelt, auch im Familienalltag sind die (Aus-)Wirkungen der Digitalisierung zu spüren: Jung und Alt gestalten mit Hilfe digitaler Technik ihren Alltag, sind in digitale Medien eingebunden und halten darüber Kontakt zu Freunden, Bekannten und auch zu ihren Familienmitgliedern. Doch muss sich der Familienalltag den Auswirkungen der Digitalisierung vollständig anpassen? Wie steht es um die Digitalisierung des Familienlebens?

Bisher erschienen:

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Nicht nur Kinder und ihre Eltern kommen mit den Folgen der Digitalisierung in Berührung: Auch Großeltern setzen sich mit Themen der digitalen Entwicklung auseinander. Nach aktuellen Studien hat sich der Anteil an Personen, die über 60 Jahre alt sind und mehrmals täglich online im Internet surfen, binnen eines einzigen Jahrzehnts mehr als verdoppelt. Darauf reagieren auch zahlreiche Unternehmen und Verbände. So unterstützt beispielsweise die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) ehrenamtliche „Internet-Lotsen“ mit einem ausführlichen Online-Angebot und engagiert sich beim „Goldenen Internetpreis“, mit dem unter anderem ehrenamtlich Engagierte und Kommunen ausgezeichnet werden, die Angebote entwickeln, um ältere Mitbürger für das Internet zu begeistern.

Eine große Bedeutung kommt der Weiterentwicklung der digitalen Technik zudem im Bereich der Pflege zu. Seit einigen Jahren sind etwa Geräte Bereich „Telemonitoring“ bekannt. Sie ermöglichen Ärzten eine Fernuntersuchung: Patienten werden mit Geräten zur Messung von Vitaldaten ausgestattet (etwa Gewicht, Puls, Blutdruck), die dazu in der Lage sind, die erhobenen Daten direkt an eine Pflegestation oder den zuständigen Hausarzt zu übertragen. Auch wird sogenannte emotionale Robotik bereits seit Jahren erfolgreich in der Pflege eingesetzt. Die Roboter sollen in erster Linie Gesellschaft leisten. Sie haben häufig die Form von Tieren, können entsprechende Laute geben und sind mit Sensoren bestückt. Solche Roboter animieren zur Bewegung, veranlassen Emotionen und kommen dem allgemeinen Gesundheitszustand von Pflegebedürftigen zu Gute.

Relativ neu sind zudem Apps, die zur Aktivierung eingesetzt werden. Auch gibt es Apps, die im Rahmen von Biographiearbeit genutzt werden können. Dies ist besonders für Demenzkranke von großer Bedeutung, um einen Bezug zur sozialen Umwelt aufrecht zu erhalten. Bereits eingesetzt werden zudem „intelligente Matratzen“, die die Liegeposition von Personen erkennen und eigenständig Empfehlungen für eine Umlagerung bereitstellen. Integrierte Sensoren erfassen zudem Veränderungen in der Druckverteilung und Körperstellen können gezielt stimuliert werden. Alle Informationen werden am Pflegebett angezeigt und automatisch in die Pflegedokumentation integriert. Entsprechende „intelligente Matratzen“ sollen die Durchblutung von Pflegebedürftigen fördern und die Entstehung eines Dekubitus (Schädigung der Haut und des Gewebes durch längere Druckbelastung, die die Durchblutung stört) zeitlich hinauszögern.

Morgen geht es weiter mit Teil 3: Eine Studie des Kolpingwerks